Die Kombination und Integration verschiedener Medien ist ein wichtiges Thema der Multimediaforschung. Schon aus zwei Bausteinen, aus Bild und Text, können vielfältige Kombinationen entstehen. Neue Ideen und Technologien aus der Multimediaforschung werden in Zukunft das Verhältnis von Text und Bild mit neuen Gestaltungsmöglichkeiten verändern.
VON WILLIAM HARRIS UND MARTIN DÜRST
Manche Leser sind es gewohnt, Texte am Computer zu schreiben. In solche Texte lassen sich auch Graphiken und Bilder integrieren. Das angewendete Modell ist das eines unendlich langen Streifens Papier, der mit Zeilen, Abschnitten und Abbildungen aufgefüllt und auf fortlaufende Seiten aufgeteilt wird. Ein Beispiel eines solchen Textes zeigt Abbildung 1.
Abb. 1 Ein Text mit einem eingebauten 3-D-Objekt (Dominik Eichelberg). |
Abb. 2 Eine 2-D-Graphik mit Text und 3-D-Objekt. |
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Abb. 3: Eine 3-D-Welt mit 3-D-Objekt und verschiedenen Texten. |
Kalottenmodell eines Methanmoleküls
Auch das umgekehrte Vorgehen ist möglich, indem man wie in Abbildung 2 ersichtlich Texte in eine Graphik integriert. Die meisten Leser mögen mit dieser Arbeits- und Darstellungsweise vertraut sein. In beiden Abbildungen wurde als Graphik ein dreidimensionales (3-D) Objekt verwendet: ein Kalottenmodell eines Methanmoleküls. Was die Leserin hier nicht sieht und womit sie auch weniger vertraut sein dürfte, ist, dass es sich dabei nicht um ein fertiges Bild, sondern um ein echtes 3-D-Objekt handelt. Dieses Objekt kann am Rechner interaktiv gedreht und somit von verschiedenen Seiten angeschaut werden.
Ausgehend von einem 3-D-Objekt in einem 2-D-Text oder 69einer 2-D-Graphik stellt sich irgendwann die Frage, ob man die Verhältnisse nochmals umkehren könnte. Dies ist tatsächlich möglich, wie Abbildung 3 zeigt. Texte, ja ganze Programme mit Menüs sind hier im 3-D-Raum zusammen mit 3-D-Objekten plaziert.
Fliegende Text-Teppiche
Die Integration von 3-D-Graphik als Basis mit den darin «fliegenden» Text-«Teppichen» ist Teil eines Nationalfondsprojektes mit dem Titel «High Quality Text in 3-D-Environments» (Qualitativ hochstehender Text in 3-D-Umgebungen). Softwaretechnisch bestand die Herausforderung darin, existierende 2-D-Komponenten nicht merken zu lassen, dass sie plötzlich im 3-D-Raum schweben. Durch die Verwendung eines über Jahre am Institut für Informatik entwickelten Applikationsrahmens wurde dies sehr erleichtert.
Im Bereich der Graphik-Programmierung war das Problem zu lösen, wie das 2-D-Zeichenmodell, basierend auf dem Prinzip «wer zuletzt malt, wird gesehen», und das 3-D-Zeichenmodell, mit räumlicher Struktur, integriert werden können. Kernpunkt des Projektes aber ist es, die Qualität des Textes in verschiedenen Lagen im 3-D-Raum zu verbessern. Während für Buchstaben und Text in aufrechter Position, so wie sie normalerweise vorkommen, viele Verbesserungstechniken auf jedem Rechner und Drucker verwendet werden, stehen wir hier beim 3-D-Text noch ganz am Anfang.
Für «Text im Bild»-Szenarien wie in Abbildung 3 gibt es viele Anwendungsmöglichkeiten, die mit der verbesserten Textqualität noch zunehmen werden. Ein Beispiel ist die Datenvisualisierung. Dabei können Bilder komplexe Sachverhalte und Strukturen darstellen, Texte hingegen werden allenfalls für die Beschriftung der Achsen verwendet. Hier sollten Erklärungen und Kommentare viel besser mit dem Bild integriert werden können. Ein anderes Beispiel sind neuartige Benutzerschnittstellen, mit denen mehr Dokumente und komplexere Zusammenhänge besser zugänglich gemacht werden können.
William Harris (harris@ifi.unizh.ch) ist Assistent, und Dr. Martin Dürst ist Oberassistent am Institut für Informatik der Universität Zürich.
unipressedienst Pressestelle der
Universität Zürich
Nicolas Jene (upd@zuv.unizh.ch)
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Last update: 20.07.97