Magazin der Universität Zürich Nr. 3/97

Interessiert bis ins hohe Alter

[Senioren-Universität]

Die Senioren-Universität erfreut sich grosser Beliebtheit. Angesichts der zunehmenden Lebensdauer und des zum Teil früheren Austritts aus dem aktiven Arbeitsleben sollte älteren Menschen nicht einfach eine neue Form von sinnvoller Freizeitbeschäftigung angeboten werden, sondern sie sollten die Möglichkeit erhalten, sich auf Hochschulniveau weiterzubilden.

Seniorenuniversiät (33172 Byte)

Die Zürcher Senioren-Universität wurde 1985 gegründet und zählt rund 2000 eingeschriebene Mitglieder. Die durchschnittliche Besucherzahl pro Vortrag liegt bei 450 bis 500. Doch 800 Personen etwa bei medizinischen Themen sind keine Seltenheit. Der älteste «Seniorstudent» ist 95 Jahre alt.

Mit Ausnahme der ersten und der letzten Woche werden während der Semester regelmässig am Dienstag und am Donnerstag Vorträge gehalten. Die Dozentinnen und Dozenten bemühen sich, in allgemeinverständlicher Form den Kenntnisstand zu dem behandelten Problem darzulegen. Im Anschluss an den Vortrag besteht für die Zuhörer und Zuhörerinnen die Möglichkeit, den Referierenden in schriftlicher Form Fragen zu stellen, die im zweiten Teil der Veranstaltung beantwortet werden.

Das Interesse ist im allgemeinen erstaunlich gross, gerade auch von Teilnehmenden, die keine höheren Schulen besuchen konnten und die nun an der Senioren-Universität Gelegenheit haben, eine Hochschule und ihre Lehrinhalte kennenzulernen. Die Nachfrage lässt sich nicht zuletzt auch dadurch erklären, dass die Wissenschaften seit den zwanziger, dreissiger und vierziger Jahren, da die Senioren zur Schule gingen, eine unerhörte Entwicklung durchgemacht haben.

Das Spektrum des dargebotenen Wissens ist bewusst breit gefächert. Es reicht von der Theologie über Sprach- und Literaturwissenschaft bis zur Medizin, von der Politologie über die Rechtswissenschaft bis zu den technischen Wissenschaften. Dies mögen ein paar Titel aus dem Programm des Sommersemesters 1997 illustrieren: «Was wissen wir wirklich über Tod und Auferstehung Jesu?», «Sprache und Computer», «Franz Kafkas Mutter und die Muttergestalten Kafkas», «Ist Aids heilbar?», «Rinderwahnsinn», «Grundstrukturen der internationalen Politik nach 1989», «Die Zukunft der AHV», «Erbrecht», «Intelligente Häuser – neue Entwicklungstrends im Bauwesen». Es liegt in der Natur der Sache, dass medizinische Vorträge zu Altersproblemen besonders viele Hörer anziehen.

Neben den genannten Grossveranstaltungen am Dienstag und Donnerstag von 14.30 bis 16.15 Uhr bietet die Senioren-Universität in jedem Semester Sonderveranstaltungen für kleinere Gruppen an. Im Sommersemester 1997 war dies unter anderem eine Exkursion nach Zillis zur Besichtigung der St. Martinskirche. Seit einigen Jahren findet in jedem Semester auch eine Aufführung eines Seniorentheaters statt, die unseren Mitgliedern zeigen soll, dass man noch im Alter Theater spielen kann und dabei geistig jung bleibt.

Gerold Hilty, Gaby Atta


Senioren-Universität

Die Senioren-Universität Zürich ist eine selbsttragende Weiterbildungsinstitution für Leute ab 60 Jahren. Sie wird durch die beiden Zürcher Hochschulen gemeinsam getragen. Die Dozierenden der Senioren-Universität rekrutieren sich aus der Dozentenschaft der beiden Hochschulen. Administrativ ist sie mit der Universität verbunden. Einem Delegierten des Rektors obliegt die unmittelbare Leitung. Er steht in ständiger Verbindung mit dem Prorektorat Lehre und Forschung und wird beraten durch eine Kommission, in der auch die ETHZ vertreten ist.

Den Programmschwerpunkt bilden die Vorträge aus den verschiedensten Wissens- und Forschungsgebieten. Ergänzend werden Sonderveranstaltungen (Seminarien, Exkursionen, Besichtigungen), Aulakonzerte, Aufführungen von Seniorentheatern und auch ein vom ASVZ durchgeführtes Seniorenturnen angeboten. Die Senioren-Universität Zürich pflegt mit den anderen Schweizer Senioren-Universitäten einen regen Kontakt.

Präsident: Gerold Hilty, Honorarprofessor für Romanische Philologie
Vizepräsidentin: Dr. Susanna Bliggenstorfer
Sekretariat: Gaby Atta


unipressedienstunimagazin Nr. 3/97


unipressedienst – Pressestelle der Universität Zürich
Nicolas Jene (upd@zuv.unizh.ch)
Last update: 06.01.98