Magazin der Universität Zürich Nr. 3/97

Technik, Arbeit und Gesellschaft

Grossraumbüro (22188 Byte)Grossraumbüro mit Computern. Welchen Einfluss hat die technologische Entwicklung auf
die Arbeitsqualifikationen?

Seit 1994 gibt es an der Universität und der ETH Zürich eine Doppelprofessur für Soziologie. Die Initiative für eine solche Doppelprofessur geht im wesentlichen auf Marlis Buchmann zurück, die 1990 als Professorin für Soziologie an die ETH berufen worden war. Seit Sommer 1994 ist sie Doppelprofessorin für Soziologie an beiden Institutionen.

Mit der Einrichtung der Doppelprofessur verbanden sich drei Zielsetzungen. Erstens sollte die Zusammenarbeit beider Hochschulen verstärkt und die Lehr- und Forschungskapazität auch im Bereich der Sozialwissenschaften besser abgestimmt werden. Zweitens war es ein wesentliches Anliegen, Synergieeffekte zu erzielen. Diese sollten nicht nur in der optimalen Verwendung finanzieller Mittel, sondern auch in einem Zugewinn an Kreativität und Originalität zum Ausdruck kommen. Drittens war es die erklärte Absicht, den Ausbau des Faches Soziologie auf dem Hochschulplatz Zürich zu fördern. Dank der erzielten Synergien wurde an der ETH Zürich eine neue volle Assistenzprofessur eingerichtet und an der Universität zusätzlich eine Oberassistentenstelle geschaffen.

Die Seminarien befassen sich oft mit Fragestellungen im Umfeld von Technik und Arbeit oder von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft. Im öffentlichen Diskurs aller westlichen Industrieländer haben diese Themen in den letzten Jahren einen ausserordentlich hohen Stellenwert bekommen. Solche Seminarien leisten deshalb einen wichtigen Beitrag, im gemeinsamen Austausch Studierende der Universität für solche Fragestellungen zu interessieren und Studierenden der ETH die enge Verflechtung von Technik und Gesellschaft näherzubringen.

Die institutionelle und personelle Verankerung der Soziologie an beiden Hochschulen erleichtert genuine soziologische und interdisziplinäre Forschungskooperationen auf Gebieten, die der jeweiligen einzelnen Hochschule eher schwer zugänglich sind. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Rahmen der Doppelprofessur an den beiden beteiligten Hochschulen angestellt sind, bilden gleichsam ein virtuelles Institut. Es bietet Gewähr, dass die in der jeweiligen Institution akkumulierte Forschungserfahrung problemlos transferiert und zur gegenseitigen Betreuung studentischer Forschungsarbeiten sowie in der Lehre eingesetzt werden kann.

Zur Illustration verschiedener Forschungsprojekte sollen zwei Studien kurz vorgestellt werden. Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Technik und Arbeitsmarkt beschäftigt sich ein Projekt mit dem langfristigen Wandel der Nachfrage nach beruflichen Qualifikationen. Auf der Basis einer grossen Stichprobe von Stelleninseraten aus Zeitungen und Anzeigern der deutschsprachigen Schweiz im Zeitraum 1950 bis 1995 soll unter anderem der bis heute weitgehend ungeklärten Frage nachgegangen werden, welchen Stellenwert die technologische Entwicklung für den Wandel von Arbeitsqualifikationen hat. Ein weiteres Projekt im Umfeld dieses Schwerpunktes befasst sich mit dem Verhältnis von Wissenschaft, Technik und Öffentlichkeit aus der Sicht von Wissenschaftern und Wissenschafterinnen. Dabei interessiert insbesondere die Frage, wie die befragten Forscher und Forscherinnen das gegenwärtige Verhältnis einschätzen, wo sie die massgeblichen Probleme lokalisieren und welche Möglichkeiten sie sehen, diese zu lösen.

Marlis Buchmann


Marlis Buchmann (13206 Byte) In der Gruppe der Professorin Marlis Buchmann arbeiten zurzeit vier Personen an der Universität und drei an der ETH. Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen forschen und lehren. Gegenwärtig wird an sechs Forschungsprojekten gearbeitet. Die beiden grössten Studien werden vom Schweizerischen Nationalfonds im Rahmen des Schwerpunktprogrammes «Zukunft Schweiz» finanziert.

unipressedienstunimagazin Nr. 3/97


unipressedienst – Pressestelle der Universität Zürich
Nicolas Jene (upd@zuv.unizh.ch)
Last update: 09.01.98