Magazin der Universit?t Z?rich Nr. 3/97

Euro-Beratung

[Euro-Beratung: Generelle Auskünfte]
[Leonardo da Vinci: «Electricity»]
[Umwelt und Klima (viertes Rahmenprogramm): «MOLAR»]
[EUREKA: «Intelligent geregelte Beinprothese»]

Die Euro-Beratung Zürich informiert die Hochschulangehörigen sowie Interessierte aus Industrie, Bildungs- und Forschungseinrichtungen über die Teilnahmemöglichkeiten an europäischen Forschungs- und Bildungsprogrammen. Durch die Zusammenlegung der ehemals getrennten Stellen und die dadurch entstehenden Synergien können die Dienstleistungen verbessert werden.

Europa (18342 Byte)Hindernisse abbauen auf dem Weg nach Europa: Euro-Beratung

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Hochschulen pflegen zahlreiche Kontakte im In- und Ausland. Die Durchführung multinationaler Projekte wird aber dadurch erschwert, dass die Forschungsförderung vorwiegend auf nationaler Ebene erfolgt. Um diese Hindernisse abzubauen, sind deshalb in den letzten Jahren in Europa einige Organisationen und Instrumente zur Förderung der europäischen Forschungszusammenarbeit entstanden. Sie alle sind unterschiedlich organisiert, so dass es für den einzelnen Forscher manchmal nicht einfach ist, den Überblick zu behalten.

Kanalisierung der Informationsflut

Um den Forschenden diese Arbeit ein Stück weit abzunehmen, gibt es an der Universität seit September 1993 und an der ETH seit Anfang 1994 eine Euro-Beratungsstelle. Das Personal wird vom Bund im Rahmen des Kredites zur Förderung der Schweizer Teilnahme an den EU-Forschungs- und Bildungsprogrammen finanziert, die Infrastruktur stellen die Hochschulen zur Verfügung. Seit Juli 1997 sind nun diese Stellen vereint. Denn neu wird die Informationstätigkeitüber die Bildungsprogramme verstärkt und zudem werden auch Interessierte ausserhalb der Hochschule informiert. Die Euro-Beratung Zürich ist jetzt Ansprechpartnerin für die Kantone Aargau, Glarus, Schaffhausen, Zug und Zürich.

Synergieeffekt kommt den Anfragenden zugute

Die Zusammenlegung der beiden Stellen ist keine Sparmassnahme. Im Gegenteil: durch das erweiterte Dienstleistungsspektrum konnte der Personalbestand noch erhöht werden. Die entstehenden Synergien, zum Beispiel durch die Zusammenlegung der Datenbanken, der Dokumentation und des Servers, kommen voll den Anfragenden zugute. Die Euro-Beratung gewinnt Spielraum, Interessentinnen und Interessenten persönlich zu beraten und zu motivieren, und die Verfügbarkeit kann erhöht werden. Durch die Zusammenlegung wird einiges Wissen vereint.

Die Schweiz beteiligt sich an den EU-Programmen

Der Beratungsschwerpunkt liegt bei den Forschungs- und Bildungsprogrammen der Europäischen Union. Denn bei diesen Programmen kann die Schweiz zwar teilnehmen, muss aber, da sie weder EU- noch EWR-Mitglied ist, ihren Teil selbst finanzieren. Dadurch brauchen Schweizer Teilnehmer zusätzliche Informationen und Beratung. Sie müssen nämlich einerseits gleich vorgehen wie ihre europäischen Partner, sich zusätzlich aber noch um die Finanzierung beim Bundesamt für Bildung und Wissenschaft kümmern.

Die Forschungsziele der Europäischen Union werden jeweils für einen Zeitraum von fünf Jahren in sogenannten Rahmenprogrammen festgelegt. Momentan läuft das vierte Rahmenprogramm, das 1998 vom fünften abgelöst wird. Durchgeführt werden die Rahmenprogramme mit Einzelprogrammen, welche thematisch von den Informations- und Kommunikationstechnologienüber industrielle Technologien und Werkstofftechnologien, Umwelt, Biowissenschaften bis zu sozio-ökonomischen Inhalten reichen. Teilnehmen können Forschungsgruppen aus Hochschulen, Fachhochschulen, anderen Forschungsinstitutionen und der Industrie.

Seit 1995 hat die Europäische Kommission auch für die Bildungsprogramme einen Rahmen geschaffen. Die vielen Einzelinitiativen wurden zu den drei Programmen Sokrates (Allgemeinbildung), Leonardo da Vinci (Berufsbildung) und Jugend für Europa (ausserschulische Jugendzusammenarbeit) zusammengefasst. Zielpublikum sind je nach Programmöffentliche und private Bildungseinrichtungen, Schulbehörden, Jugendorganisationen, Lehrmittelverlage, Firmen u. a.

Informationsschnittstelle

EU-Programme funktionieren nach dem Top-down-Prinzip, das heisst, dass die Inhalte vorgegeben sind. Projektvorschläge, die in diesen Rahmen passen, können nur zu bestimmten Zeiten eingereicht werden, nämlich dann, wenn die Europäische Kommission eine Ausschreibung im Amtsblatt publiziert hat. Die Euro-Beratung weiss, wann diese Termine sind, hält die Ausschreibungsunterlagen bereit und informiert die bei ihr gemeldeten Interessentinnen und Interessenten.

Neben den EU-Programmen informiert die Euro-Beratung aber auchüber andere internationale Instrumente der Forschungsförderung. Die beiden grössten sind COST (CoopŽration europŽenne dans le domaine de la Recherche Scientifique et Technique) und EUREKA (European Research Coordination Agency), bei denen die Schweiz Vollmitglied ist. Im Gegensatz zu den EU-Programmen sind sie nach dem Bottom-up-Prinzip organisiert, das heisst, dass keine einheitliche Forschungpolitik besteht, sondern dass die Forschungsvorhaben auf Initiative der Forschenden entstehen. COST ist dabei eher für die Grundlagenforschung zuständig, während EUREKA die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Hochtechnologie fördert. Drei Beispiele aus der umfangreichen Programmpalette finden sich auf den nachfolgenden Seiten.

Unterstützung bei der Teilnahme

Die Grundvoraussetzung für eine Teilnahme an europäischen Projekten ist, dass schon eine Vernetzung mit Partnern im Ausland besteht. Für Interessierte, die noch gar keine Partner kennen, kann die Teilnahme an einem Kongress oder einer Veranstaltung im Ausland als Starthilfe dienen. Auch die Euro-Beratung hilft bei der Partnersuche, indem sie mit Hilfe von Datenbankabfragen Adressen bereits teilnehmender Organisationen vermittelt. Ausserdem ist sie an das Partnersuchnetz von SwissCore, dem schweizerischen Verbindungsbüro in Brüssel, angeschlossen.

Als zweites ist es wichtig, sichüber die laufenden Programme zu informieren. Zu diesem Zweck betreibt die Euro-Beratung einen WWW-Server (http://www-rektorat.unizh.ch/eb/) und hält für alle Programme eine aktuelle Dokumentation, welche gratis bestellt werden kann, zur Verfügung. Auf Anfrage können bei der Euro-Beratung Termine für Vorträge oder persönliche Beratungsgespräche vereinbart werden.

Ist die Projektidee formuliert und sind die Partner gefunden, so unterstützt die Euro-Beratung Antragssteller administrativ, zum Beispiel beim Ausfüllen der Formulare und durch Erklären der Abläufe.

Noch steht die Euro-Beratung am Anfang ihrer interuniversitären Zusammenarbeit. Doch schon jetzt zeigen sich die ersten positiven Auswirkungen dieses Projektes.

Helen Datsomor,Ursula Kundert


Leonardo da Vinci: «Electricity»

Das Berufs- und Weiterbildungsinstitut ECAP nimmt zusammen mit Partnern aus Spanien, Belgien, Irland und Portugal an einem Leonardo-Projekt mit dem Titel «Electricity» teil. Ziel dieses Projektes ist es, einen Lehrgang für die Aus- und Weiterbildung von Elektrikern und Elektroinstallateuren zu entwickeln sowie Lehrkräfte in der neuen Methode zu schulen. Ergebnis dieser Arbeit wird ein Lehrmittel sein, welches die technischen Neuerungen und die damit verbundene Ausweitung des Berufsfeldes sowie die EU-Normen berücksichtigt. Die einheitliche Ausbildung ermöglicht dieser Berufsgruppe auch die praktische Freizügigkeit.

ECAP erhofft sich aus dem Vergleich der didaktischen Erfahrungen und der Lehrmittel in der Berufsausbildung mit fünf anderen europäischen Ländern Erkenntnisse für die eigenen, seit 25 Jahren durchgeführten Weiterbildungskurse für italienische und spanische Elektroinstallateure.


Umwelt und Klima (viertes Rahmenprogramm): «MOLAR»

Das Projekt MOLAR («Measuring and modelling the dynamic response of remote mountain lake ecosystem to environmental change») wird von 22 Institutionen aus EU- und Nicht-EU-Ländern durchgeführt. Für die Schweiz sind neben der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG), der Schweizerischen Meteorologischen Anstalt (SMA), den Universitäten Neuch‰tel (Institut de MathŽmatiques) und Bern (Labor für Radio- und Umweltchemie) und dem Amt für Umweltschutz des Kantons Graubünden sowohl die Universität Zürich (Institute für Systematische Botanik und Pflanzenbiologie, Geografisches Institut) als auch die ETH (Laboratorium für Atmosphärenphysik) und die Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG) beteiligt.

In diesem Projekt geht es darum, die Beeinflussung des Wasserkreislaufs durch Schadstoffe, dieüber die Atmosphäre verfrachtet und in Gewässern abgelagert werden, zu erforschen. Im Vordergrund stehen Untersuchungenüber die Reaktion der mikrobiellen …kosysteme als empfindliche Anzeiger von Umweltveränderungen. Die Untersuchungen werden Prognosenüber die Folgen globaler Klimaveränderungen auf die sensiblen Hochgebirgsökosysteme ermöglichen.


EUREKA: «Intelligent geregelte Beinprothese»

Das Institut für Robotik koordiniert ein EUREKA-Projekt, das zusammen mit Industriepartnern aus …sterreich und der Schweiz durchgeführt wird. Die Hauptaufgabe dieses Projektes besteht darin, eine mit Sensoren und Steuerung geregelte Beinprothese zu entwickeln. Die Sensorsignale werden von einem Mikroprozessor verarbeitet, welcher die Steifigkeit und Dämpfung des Knies steuert. Dies erlaubt es, komplizierten Bewegungsmustern zeitgleich mit den Stand- und Schwingphasen des Ganges zu folgen.

Nach Simulationen mit Hilfe eines dynamischen Gangmodells wurde ein Laborprototyp aus im Handel erhältlichen Teilen entwickelt. Der Entwurf und die Wahl der Bestandteile zielt auf ein zukünftiges Produkt ab, das sich durch verlässliche Funktionalität, geringe Kosten, wenig Gewicht, kleines Volumen und Verfügbarkeit auszeichnen soll. Nach der Bestätigung der Funktionalität durch Labortests wurden erste klinische Versuche erfolgreich durchgeführt. Weiche Bewegungen, sicheres Gefühl beim Lastentragen und bequemer Gebrauch sind die Vorteile der neuen Prothese.


Euro-Beratung Zürich

Generelle Auskünfte zu allen EU-Programmen (ausser ERASMUS) und anderen europäischen Forschungsprogrammen:
Euro-Beratung Zürich
ETH Zentrum
Hauptgebäude F 54/55.1
Rämistrasse 101, 8092 Zürich
Telefon 01/632 57 52, Fax 01/632 11 07
E-Mail: euroberatung@sl.ethz.ch
Internet: http://www.rektorat.unizh.ch/eb/  


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unipressedienst – Pressestelle der Universität Zürich
Nicolas Jene (upd@zuv.unizh.ch)
Last update: 09.01.98