Was sich unter der Spitze des Eisbergs der institutionellen Partnerschaften alles an gemeinsamen Aktivitäten zwischen Universität und ETH Zürich abspielt, konnte man bisher nur vermuten. Der Arbeitsausschuss «Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Universität und ETH Zürich» beschloss deshalb im vergangenen Jahr, eine Bestandesaufnahme über die mannigfaltigen Formen der Zusammenarbeit vorzunehmen. Dank zweier Umfragen, deren Berichte nun vorliegen, weiss man heute mehr.
VON U. SCHMID, R. STAUB UND E. ERMERTZ
Um einen Überblicküber alle Aktivitäten zu erhalten, verschickten die Schulleitungen 1996 an alle Institute, Professoren undübrigen Dozenten der beiden Hochschulen Fragebogenüber die Bereiche Ausbildung und Forschung, ferner wurde nach Wünschen respektive Absichten bezüglich einer verstärkten Zusammenarbeit gefragt. Während die Universität den Schwerpunkt der Befragung auf den Inhalt der Zusammenarbeit in den akademischen Jahren 1995/96 und 1996/97 legte, waren die Fragen der ETHZ auf die quantitative Erfassung der Kontakte im Jahr 1996 ausgelegt. Die Antworten wurden praktisch unverändert in die jeweiligen Berichte der beiden Hochschulen aufgenommen. Die beiden Berichte zusammen ergeben eine Art Mosaiküber den Stand der aktuellen Zusammenarbeit und deren vielfältigen Formen.
Erfreulicherweise war die Rücklaufquote an beiden Hochschulen sehr gut. Dies ist nicht selbstverständlich. Unser Dank gilt allen, die mit ihren Anworten dazu beitrugen, bessere Kenntnisseüber die Beziehungen zwischen den beiden Hochschulen zu gewinnen.
Ergebnisse der Umfrage
Eine intensive Forschungszusammenarbeit findet zwischen der ETHZ und der Medizinischen Fakultät der Universität statt. Dabei wird zum einen das medizinische Wissen der Universität mit dem technischen Know-how der ETHZ kombiniert. Zum andern führen die Departemente Biologie und Pharmazie der ETHZ und die medizinische Fakultät der Universität gemeinsame Projekte in der medizinischen Grundlagenforschung, in geringerem Umfang auch gemeinsame Lehrveranstaltungen durch.
Naheliegend ist die Zusammenarbeit der beiden Hochschulen im Bereich der Naturwissenschaften. Diese kommt sowohl in gemeinsamen Forschungsprojekten als auch in gemeinsamen oder sich ergänzenden Lehrveranstaltungen zum Ausdruck. Angesichts der Vielfalt an Forschungsgebieten in den Naturwissenschaften sind die Forschungsschwerpunkte von Universität und ETHZ meistens komplementär. Dies hat auch die gemeinsam durchgeführte Evaluation der Biologie an beiden Hochschulen durch eine externe Fachexpertengruppe bestätigt.
Auf dem Gebiet der Veterinärmedizin und der Agrar- und Lebensmittelwissenschaften ist die Zusammenarbeit der Zürcher Hochschulen vielfältig und hat sich auf informeller Basis gut etabliert.
In den Geistes- und Sozialwissenschaften bestehen relativ wenig offizielle Kontakte, sieht man von den Doppelprofessuren und dem Zentrum für Internationale Studien ab. Auf informeller Basis findet aber immer wieder ein fachlicher Austausch statt. Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften, wo das Kooperationsdenken oft die Voraussetzung für den Erfolg darstellt, setzt sich das Konkurrenzdenken in den Geisteswissenschaften stärker durch. Hier zeigt sich ein Handlungsbedarf für die nahe Zukunft. Geistes- und sozialwissenschaftliche Fragen oder ethische Überlegungen spielen letztlich in allen Fachbereichen eine Rolle. Jeder Wissenschafter wird in der heutigen Zeit mit der Frage nach der persönlichen Verantwortung konfrontiert.
Während in den Wirtschaftswissenschaften regelmässig gemeinsame Seminarien und Forschungskolloquien durchgeführt werden, sind Kontakte in den Rechtswissenschaften eher selten.
Angesichts der recht heterogenen Antworten stellte sich das Problem einer adäquaten Auswertung, die neben dem Aufzeigen der Vielfalt der Beziehungen eine einfache Übersichtüber die Kontakte insgesamt bot. Die Grafik auf der folgenden Seite ist eine solche Übersicht. Sie beruht auf einer Addition der in den Fragebogen aufgeführten Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Fachbereichen. Die Umfrage an den beiden Hochschulen brachte zudem nicht in allen Bereichen deckungsgleiche Aussagen. Die Grafik spiegelt das Total der von beiden Hochschulen gemeldeten Kontakte und Projekte wider. Die institutionelle Zusammenarbeit, wie Doppelprofessuren, gemeinsame Institute, Kompetenzzentren, ist in der Grafik speziell hervorgehoben. Die grafische Darstellung ist unter Berücksichtigung dieser Randbedingungen zu verstehen und zu werten.
Eine erfreuliche Erkenntnis der Umfrage ist, dass die Erfahrungen von Professoren, welche mit Kollegen der anderen Hochschule zusammengearbeitet haben, in der Regel als positiv empfunden wurden. Dies sollte Ansporn zu neuen gemeinsamen Projekten und vertieften Kontakten sein. Die Resultate der Umfrage zeigen aber auch auf, wo mögliche Synergien noch nicht wahrgenommen werden. Der Arbeitsausschuss «Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Universität und ETH Zürich» wird diesen Bereichen vermehrte Aufmerksamkeit schenken und sich unter Beachtung der Autonomie der beiden Hochschulen für eine Intensivierung der Beziehungen und gemeinsam getragenen Vorhaben einsetzen.
Ergebnisse der Umfrage
(Klicken Sie auf das Bild, um es
lesbar zu machen)
Die Umfrageberichte sind im Internet abrufbar. Internet-Adresse: http://www.aoa.ethz.ch/info/uni-ethz-97.html
Dr. Ursula Schmid ist Verantwortliche für das Strategische Controlling der ETH Zürich,
Dr. Edmond Ermertz ist Leiter des Stabs Planung/Wirtschaftskontakte der Universität Zürich.
Auswertung der Umfrage: Rosmarie Staub.
unipressedienst Pressestelle der Universität Zürich
Nicolas Jene (upd@zuv.unizh.ch)
Last update:
09.01.98